8 Jahre nach der Emscher liegt die Flusslandschaft des Jahres wieder in Nordrhein-Westfalen: Die Lippe ist als "Flusslandschaft der Jahre 2018/19" vom Beirat für Gewässerökologie ausgezeichnet worden. Das gemeinsame Fachgremium des Deutschen Angelfischerverbandes (DAFV) und der NaturFreunde Deutschlands (NFD) hebt mit dieser Auszeichnung die Besonderheiten und den Schutzbedarf des nordrhein-westfälischen Flusses hervor.
Die Lippe, ein rechter Nebenfluss des Rheins, ist ein typischer Flachlandfluss. Sie entspringt am Südrand des Teutoburger Waldes, durchfließt das nördliche Ruhrgebiet und mündet nach 220 Kilometern bei Wesel in den Rhein. Typisch für einen Fluss, der einer Karstquelle entspringt, hat die Lippe im Oberlauf eine relativ starke Wasserführung und eine – verglichen mit anderen Flüssen – geringe Schwankung der Wassertemperatur. Nach umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen während der letzten 20 Jahre konnten sich längere Abschnitte der Lippe wieder zu einem naturnahen Fluss zu entwickeln. Unter anderem sind mittlerweile Störche und Biber an die Lippe zurückgekehrt.
„Im Hammer Stadtgebiet zum Beispiel können Bürger hautnah die Renaturierung eines Fließgewässers erleben. Der Spagat zwischen Naturschutz und Naherholung ist hier eindeutig gelungen. Das ist ein Gewinn für die ganze Bevölkerung“, so Udo Gonsirowski von den NaturFreunden Hamm-Werries, der als regionaler NaturFreunde-Ansprechpartner der Flusslandschaft der Jahre 18/19: Lippe fungiert. „Wir NaturFreunde in Nordrhein-Westfalen wollen uns an der Lippe auch mit unserem neuen ‚WasserWege‘-Projekt engagieren, das sozialökologische Themen der Region mit Wanderungen am Wasser kombiniert.“
Über die „Flusslandschaft des Jahres“
Die im Zweijahresrhythmus ausgezeichnete „Flusslandschaft des Jahres“ geht auf eine Vereinbarung zwischen Angelfischern und NaturFreunden zurück. Der Titel soll auf die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung der Flüsse und der sie umgebenden Landschaft aufmerksam machen. Ausgezeichnet werden jeweils Flüsse, die entweder besonders gefährdet sind oder an denen hervorragende Renaturierungsmaßnahmen stattfinden. Um die komplexen ökologischen Zusammenhänge des jeweiligen Fließgewässers mit seiner Umwelt zu erfassen, wird explizit eine Flusslandschaft gewürdigt und nicht allein der Fluss.
„Ökologisch intakte Flusslandschaften sind äußerst wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen, haben einen hohen Erholungswert, binden Treibhausgase und bieten einen natürlichen Hochwasserschutz“, so Joachim Schröder, NaturFreunde-Koordinator der Flusslandschaft der Jahre. „Doch unsere Gewässer sind noch nicht intakt. 93 Prozent der Fließgewässer in Deutschland verfehlen weiterhin den von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten ‚guten ökologischen Zustand‘“, kritisiert der NaturFreund. „Die Bundesregierung hat hier noch viel zu tun.“
Die „Flusslandschaft des Jahres“ wird durch das Bundesumweltministerium in die Liste der „Natur des Jahres“ aufgenommen. Diese soll auf bedrohte Natur aufmerksam machen und angestrebte Gegenmaßnahmen veranschaulichen, welche stellvertretend auf bestimmt Missstände verweisen.
Vorgängerinnen der Lippe waren Trave (16/17), Argen (14/15), Helme (12/13), Emscher (10/11), Nette (08/09), Schwarza (06/07), Havel (04/05), Ilz (02/03) und Gottleuba (00/01).