Bonn / Schwarzrheindorf, 01.10.2022.
Die NaturFreund*innen Bonn haben am 01.10.2022 eingeladen, einem Vortrag von Dr. Karsten Brandt zu lauschen. Mit wettertechnischen Daten und eindringlichem Ton erklärt der Klimatologe und Medienmeteorologe, dass die Jahresmitteltemperaturen im Stadtgebiet Bonns in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen, sodass sich auf neue Hitzerekorde und mehr tropische Nächte eingestellt werden muss. Während stabilen Hochdruckwetterlagen heizen sich die Gebäude durch die erhöhte Sonneneinstrahlung mit jedem Tag stärker auf, sodass tags- als auch nachtsüber höhere Temperaturen in der Stadt als im Umland herrschen. Dr. Brandt spricht vom "Akkueffekt" der Stadt, weil sie sich tagsüber aufheizt und nachts die Wärme abgibt. Zusätzlich bewirken Hochdrucklagen, dass fast kein Wind weht. Dadurch kann die heiß-schwüle Luft aus der Stadt nicht abziehen kann und die thermische Belastung im städtischen Raum steigt. Dieser Hitzestress wird für viele Menschen zu einem Gesundheitsrisiko und hemmt die Lebens- als auch Arbeitsqualität. Unter der Hitze, der Windstille und der Trockenheit leidet aber nicht nur der Mensch, sondern auch die Stadtökologie. Solitäre Stadtbäume beispielsweise müssen in heißen Sommermonaten zusätzlich gewässert werden, um den Stress zu bewältigen.
Klimawandel auf der globalen Ebene ist für uns kaum beeinflussbar, aber auf der lokalen Ebene sehr wohl! Dr. Brandt fordert, dass wir uns die Stadt zu einer Oase machen, in dem wir auf Dach- und Fassadenbegrünungen, Entsiegelung von Flächen (wie z.B. Parkplätzen, Gewerbeflächen), wilde Grünflächen, Dachgärten, Photovoltaik und thermische Solaranlagen setzen. Mit einem kurzen Blick aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Hausdach macht Dr. Brandt sichtbar: "Es gibt zu viele schwarze Dächer!" Dachflächen sollten zukünftig hell gestaltet werden, um die Sonneneinstrahlung zurückzustrahlen und so die Erwärmung zu bremsen. Hohe Bäume in Innenhöfen, auf Marktplätzen, oder entlang von Straßen sind wichtig, um die Luftfeuchtigkeit in der Stadt an Hitzetagen zu verbessern und Schatten zu spenden. Die Stadt als Oase hat das Potential, die Überhitzung teilweise umzukehren und eine Abkühlung von 2-3 °C zu erzeugen. Dieser Waldeffekt könnte dazu führen, dass die Sommertemperaturen der Stadt Bonn im Jahresmittel niedriger als im Umland sind. Wichtig im Hinblick auf heiße Sommermonate und soziale Gerechtigkeit ist auch die kostenlose Bereitstellung von Trinkwasser in der Stadt, zum Beispiel in Form von Trinkwasserquellen oder -brunnen. Denn alle Menschen, ob mit einem Dach über dem Kopf oder nicht, sollten das Recht haben, im öffentlichen Raum hydriert zu bleiben.
Wir bedanken uns bei herzlich bei Dr. Karsten Brandt, bei den vielen interessierten Teilnehmenden und beim Restaurant Assenmacher (die uns ihre Räumlichkeiten und ihren guten Service zur Verfügung gestellt haben) für diese gelungene, informative Veranstaltung.