„Pinkwashing", hinter diesem Begriff kann ja gar nichts sooo schlimmes stecken, das hört sich ja ganz harmlos an. Denkste! Denn hierbei geht es nicht um das rote Handtuch, das aus Versehen zusammen mit der weißen Wäsche in der Waschmaschine gelandet ist. Pinkwashing betrifft die LGBTIQ*-Menschen und ist eine Abwandlung des englischen Begriffes „whitewashing", was übersetzt so viel heißt wie „etwas schönreden". Was wird schöngeredet?
Vielleicht warst du schonmal beim Einkaufsbummel oder beim anschauen einer Webeanzeige positiv überrascht, als du gesehen hast, dass ein Unternehmen queer-freundliche Symbolik benutzt oder eine Trans*person im Werbeclip auftaucht. Zum Beispiel werden Produkte mit Regenbogen darauf verkauft oder es gibt sogar eine Regenbogenflagge vorm Geschäft. Und du hast dir gedacht: „Ach, super, dass die es jetzt auch endlich verstanden haben, die LGBTIQ*-Community kann breite Unterstützung und Sichtbarkeit ja wirklich gebrauchen!“ Vielleicht wolltest du zeigen, dass du das supportest und hast dann etwas gekauft, weil der Regenbogen drauf war – und daran ist ja auch wirklich nichts auszusetzen, Regenbogen sind halt wirklich cool. Aber: Die wenigsten machen sich anschließend Gedanken darüber, ob oder wie das Unternehmen wirklich LGBTIQ* Personen unterstützt. Denn oftmals ist das leider gar nicht der Fall und der Regenbogen oder die Person auf dem Plakat dient nur einem Zweck: Marketing. Das nennt man Pinkwashing.
Gerade im Sommer, während viele den Pride-Month feiern, kommt das immer wieder vor. Das schlimme daran ist, dass es sich eben nur um Selbstdarstellung der Unternehmen handelt und nicht um richtigen Support. Das kann heißen, dass zwar vor dem Unternehmen oder der Einrichtung die Regenbogenflagge prangt, es hinter geschlossenen Türen jedoch ganz anders aussieht. So werden Menschen bei der Mitarbeiter*innen-Suche, am Arbeitsplatz selbst oder auch anderweitig diskriminiert bzw. nicht richtig gehört. Oder es wird sich mit dem Thema erst gar nicht richtig beschäftigt, vielleicht hat die Geschäftsführung sogar eine diskriminierende Haltung. Davon sollen die Kund*innen lieber nichts mitbekommen, denn man ist ja angeblich fortschrittlich. Sichtbarkeit ist natürlich richtig und wichtig, aber wenn man diese nur nutzt, um das eigene Image aufzupolieren und ansonsten nichts dahintersteht dann wird es heuchlerisch. Allerdings, es lohnt sich – die Kaufkraft von LGBTIQ*-Menschen sowie ihren Supporter*innen ist hoch und liegt laut der HR-Service-Group UHLALA in Deutschland bei etwa 151 Milliarden Euro.
Die Frage ist nur, wie kann man es besser machen und woran kann man eine tatsächlich positive Haltung zur LGBTIQ*-Community erkennen? Das mindeste, was man tun kann, ist natürlich finanziell zu unterstützen: Das heißt, einen Teil des Erlöses vom Produkt an Verbände und Projekte zu spenden, die damit dann bessere Arbeit leisten können. Wenn gespendet wird, dann kann man das meistens auf den Produkten selbst erkennen. Als Unternehmen kann aber noch mehr tun: Zum Beispiel dafür sorgen, dass sich jede*r am Arbeitsplatz willkommen fühlt. Dazu kann auch gehören, Stellen einzurichten, bei denen Probleme und Konflikte angesprochen werden können oder das Personal im respektvollen Umgang zu schulen. Als Unternehmen aktiv auf Betroffene zugehen und sie zu fragen, was sie sich wünschen würden, ins Gespräch zu kommen, das ist natürlich auch etwas Gutes. Außerdem: Das Engagement sollte nicht nach den Pride-Monaten wieder aufhören!
Wir möchten dir also nicht sagen, dass du jetzt gar nichts mehr kaufen solltest, was mit Regenbogenflagge dekoriert daherkommt, aber vielleicht können wir dich ja dazu anregen, dich außerdem noch näher mit dem Thema zu beschäftigen. Wir NaturFreund*innen tun das auf jeden Fall und auch sehr gerne. Unser Projekt DemokratieFreund*innen inklusiv hat sich gerechte Teilhabe von allen Menschen zum Ziel gemacht und gibt beispielsweise Workshops in unseren Ortsgruppen. Halte die Augen offen und schau vielleicht hin und wieder in unseren Veranstaltungskalender auf naturfreunde-nrw.de/veranstaltungen. Wir machen regelmäßig Veranstaltungen zum Thema Diversität und freuen uns, dich dort zu treffen!