Der Historiker Dr. Arno Barth hat in einer interessanten Veranstaltung im Naturfreundehaus in Merkstein über die Geschichte der Migration in NRW referiert und mit den Anwesenden diskutiert. Gemeinsam organisiert von den NaturFreunden Herzogenrath-Merkstein (NF), der VHS Nordkreis Aachen, dem „Bildungswerk St. Willibrord“ und der „Oranjevereinigung Kerkrade“ unter dem Dach vom „Herzogenrather Bündnis gegen Rechts“ gab es unter dem Titel „Arbeitsmigration, Flucht, Vertreibung, Aussiedlung: Neue Heimat an Ruhr und Rur“ einen geschichtlichen Überblick.
Begonnen hatte alles mit der Industrialisierung und dem riesigen Bedarf an Arbeitskräften; neben der „Landflucht“ gab es Zuwanderung u.a. aus Preußen, Schlesien, Posen – erinnert sei an die sogenannten „Ruhrpolen“. Die zweite große Welle stellten die Heimatvertriebenen ab Ende 1944 da, allein in NRW 2,4 Mio Menschen, die häufig ein „regionales Gruppenbewusstsein“ entwickelten und sich zu „Landsmannschaften“ zusammenschlossen (Sudetendeutsche, Schlesier u.a.). Es folgten zeitlich danach die sogenannten „Spätaussiedler“ hauptsächlich aus der Sowjetunion und aus Polen, die wie die vormaligen Vertriebenen mit einem „Vertriebenenausweis“ den Einheimischen rechtlich gleichgestellt wurden. Anders als die „Gastarbeiter“, die wiederum als Arbeitskräfte ab 1961 in Italien, Spanien, Griechenland und schließlich in großer Zahl in der Türkei angeworben wurden. Sie wurden ausdrücklich nicht als Einwanderer gesehen, sondern als Menschen, die in ihre Heimatländer zurückkehren sollten und z.T. auch wollten. Durch Familiennachzug erwies sich diese Sichtweise als falsch, Deutschland wurde zu einem Einwanderungsland, was politisch lange Zeit bestritten wurde.
Gemeinsam war allen Migranten, dass sie von manchen Einheimischen nicht mit „offenen Armen“ empfangen wurden; sie waren „Fremde“, die z.T. skeptisch beäugt wurden. Diese „Fremden“ zogen sich unterschiedlich stark in ihr vertrautes Umfeld zurück mit ihrer eigenen Kultur, Religion und Sprache. Diese Wechselwirkung war und ist für eine gelungene Integration hinderlich.
In der Diskussion wurde hervorgehoben, dass die positiven Aspekte von Zuwanderung oft nicht genug zur Kenntnis genommen werden. Und dass man aus der Geschichte im Umgang mit den heutigen Geflüchteten, die in unser Land kommen, lernen sollte. Mit „Separierung“ könne keine Integration gelingen! Es bedürfe der beidseitigen Bereitschaft.