In der letzten Ausgabe unseres Newsletters berichteten wir bereits über die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe der vergangenen Landesversammlung am 20.09. Dieses Mal möchten wir euch berichten, was in der Arbeitsgruppe „Die NaturFreunde und Frieden“ entstand.
Die Teilnehmenden beschäftigten sich intensiv mit der Frage, was Frieden heute für uns bedeutet und wie die NaturFreunde als Bewegung aktiv zu einer friedlicheren Welt beitragen können.
Was bedeutet Frieden für uns?
Zu Beginn der Arbeitsgruppe wurde deutlich: Die bloße Abwesenheit von Krieg ist nicht genug, um echten Frieden zu definieren. Inspiriert von Willi Brands Haltung, betrachteten die Teilnehmenden Frieden als aktive Grundlage für das Leben. Frieden bedeutet, Konflikte gewaltfrei zu lösen, angstfrei zu leben und Friedenstüchtigkeit zu entwickeln – also die Fähigkeit, aufeinander zuzugehen, statt sich auf Kriegstüchtigkeit und Konfrontation zu verlassen.
Eine zentrale Frage lautete: Wenn doch alle Frieden wollen, warum kommt es dann immer wieder zu Krieg? Die Antworten zeigten, dass Ängste, Unsicherheiten und tiefsitzende gesellschaftliche Spaltungen dabei eine große Rolle spielen. Frieden ist mehr als ein politisches Ziel – er ist eine persönliche und gesellschaftliche Aufgabe.
Die NaturFreunde als relevante Stimme des Friedens
Wir diskutierten, wie wir als Organisation zu einer relevanten Stimme des Friedens werden können. Es wurde gefordert, dass Friedensgruppen ein gemeinsames Fundament suchen, Unsicherheiten aushalten lernen und nach der „sanften Stimme“ des Dialogs suchen. Dazu gehört auch, den persönlichen Kompass zu justieren – weniger Polarisierung, mehr Verständigung. Ein weiteres Thema war die Aufklärung über ökologische Folgen von Kriegen.
Ängste und Herausforderungen
In der Diskussion wurden verschiedene Ängste formuliert: Niemand möchte auf andere schießen müssen. Die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, Militarisierung und die damit einhergehenden Einschränkungen – etwa bei Frauenrechten – wurden als bedrohlich empfunden. Friedensbewegungen werden komplexer und sind zunehmend Angriffen und Unterwanderungen ausgesetzt. Auch die Angst, dass Krieg psychologisch nicht ausreichend aufgearbeitet wird, sowie die Sorge vor Antisemitismus in Friedensbewegungen, kamen zur Sprache. Konservative Stimmen werden stärker und die Frage, wie mit dem Recht auf Selbstverteidigung und Selbstbestimmung – insbesondere im Kontext der Ukraine – umzugehen ist, wurde intensiv diskutiert.
Fazit und kritische Reflexion
Die Arbeitsgruppe schloss mit mehreren Redebeiträgen, die deutlich machten, dass Krieg letztlich eine Militarisierung der Klassenfrage darstellt. Gleichzeitig wurde kritisch angemerkt, wie schwierig es ist, sich als Friedensbewegung eindeutig zu positionieren. So gab es Bedenken, als die Rede von Peter Gauweiler auf der Sarah-Wagenknecht-Demo in Berlin als leuchtendes Beispiel herausgestellt wurde: Mit wem machen wir uns dabei gemein? Wie kann man sich glaubhaft für Frieden engagieren, ohne sich mit rechten Positionen, die den Friedensdiskurs in Deutschland immer mehr unterwandern, zu identifizieren?
Die Diskussion zeigte, dass die NaturFreunde NRW bereit sind, sich diesen komplexen Fragen zu stellen. Frieden ist ein vielschichtiges Thema, das Mut zur Selbstreflexion und die Bereitschaft zum Dialog erfordert. Die Arbeitsgruppe hat wichtige Impulse geliefert, wie die NaturFreunde als Bewegung friedensstiftend wirken und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können.
