
Eingriffe der Menschen in die Natur
Hier findet ihr die Langversion der Geschichte "Ein Bach erzählt":
--
Ein Bach erzählt
Hallo, ich möchte Euch von meinem langen Leben als Bach erzählen.
Als ich vor langer, langer Zeit aus meiner Quelle entsprungen war und leise murmelnd ins Tal floss, war mein Wasser kristallklar.
Mir wurden heilende Kräfte nachgesagt und mancher müde Wanderer hat aus meinem Quell den Durst gestillt und konnte wieder flotten Schrittes heim wandern.
Weiter abwärts wurde ich größer und tiefer. Stachelditzchen und die Bachforelle fanden in mir ein Zuhause.
Libellen schwebten an meinem Ufer und ganze Froschfamilien kamen mich besuchen. Auch Enten schwammen auf mir und bauten in der Nähe ihre Nester.
Ich war sehr glücklich und mäanderte so durchs Tal, mal einen Schlenker nach links und mal eine Kurve nach rechts.
Und ab und zu ließ ich mich über ein paar Steine ein Stück hinunter fallen.
Das gefiel den Fischen immer sehr gut, denn das brachte Sauerstoff.
Auch Kinder kamen aus dem Dorf und spielten in mir. Sie bauten Staudämme und badeten ihre Füße in mir.
Wenn sie die Dämme aufbrachen, konnte ich doppelt so schnell fließen wie vorher, es machte uns allen großen Spaß.
Doch dann kam eine sehr traurige Zeit für uns alle.
Für mich, für die Fische, für alle meine Freunde, die Tiere und auch für die Kinder.
Irgendwelche „wichtigen Leute“ meinten, ich darf mich nicht mehr bewegen, und gaben mir ein Bett aus Beton!!!
Schnurgerade musste ich jetzt fließen.
Ich durfte nicht mehr links rum oder rechts rum, nur geradeaus.
Stinklangweilig! Die Fische fanden an den Betonwänden auch keine Verstecke mehr, und nur geradeaus schwimmen wollten sie auch nicht.
Zu meinem großen Unglück wurde auf der schönen Blumenwiese, durch die ich floss, auch noch eine Fabrik gebaut.
Sie ließ ihr ganzes dreckiges Abwasser in mich hinein fließen.
Es stank entsetzlich.
Alle meine Freunde , die Libellen, Frösche, Enten und auch die Kinder und Wanderer kamen mich nicht mehr besuchen. Niemand kam.
Ich beeilte mich, nur noch wegzufließen so schnell ich konnte, und hoffte auf ein besseres Leben, wenn ich erst den großen Fluss erreicht hätte, oder mit ihm sogar das Meer.
Viele Jahre später, die Kinder waren längst erwachsen, erinnerten sie sich an die vielen schönen Stunden, die sie bei mir verbrachten.
Sie erzählten es ihren Kindern und Enkeln.
Diese sagten: “Lasst uns doch den Bach wieder in sein altes Bett legen, und die Fabrik soll ihr dreckiges Wasser nur sauber in den Bach leiten.
Vielleicht kommen ja dann auch die Tiere zurück, vielleicht „murmelt“ der Bach auch wieder und vielleicht können unsere Kinder und Enkel dort, wie wir früher, wieder spielen."
Diese Ideen fanden viele Leute sehr gut.
Es wurde viel Geld gesammelt.
Die Fabrik bekam Auflagen, nur sauberes Wasser in den Bach abfließen zu lassen, oder sie müsse zu machen und wegziehen.
Die Fabrikbesitzer hatten ein Einsehen und erfüllten die Auflagen.
Sie spendeten viel Geld, damit ich, der Bach, wieder in mein altes Bett zurückkam.
Es dauerte eine Zeitlang, bis ich wieder lustvoll mal linksrum, mal rechtsrum durchs Tal fließen konnte. Und bis an meinen Ufern wieder Blumen und Pflanzen wachsen konnten.
Doch dann, eines Tages, kamen meine Freunde, die Stachelditzchen und Forellen wieder, auch die Enten, Frösche und Libellen.
Sie freuten sich.
Und auch die Kinder und Wanderer kamen wieder.
Ich murmele und plätschere wieder fröhlich vor mich hin.
Ich habe es jetzt nicht mehr eilig, zum großen Fluss und ins Meer zu kommen.
Zurück zur Übersichtsseite WasserWeg Unterbacher See/Elbsee >>>