Wir wollen ein inklusiver Verband werden, da sind sich alle einig. Aber wie geht das? Worum geht es dabei? Was sollten wir beachten?
Um diese und weitere Fragen beantworten zu können, haben wir begonnen uns – d. h. das Hauptamt und den ehrenamtlichen Vorstand – fortzubilden. Mit den Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben haben wir eine hervorragende Kooperationsmöglichkeit dafür gefunden. Nachdem wir uns bereits im Juni zu einem allgemeinen Sensibilisierungs-Workshop getroffen hatten, ging es im zweiten Workshop im August vor allem um Sinnesbeeinträchtigungen.
Die Referentin Melanie Wegerhoff gehört zum Fachbereich „Taubblind“ des Kompetenzzentrums Selbstbestimmt Leben für Menschen mit Sinnesbehinderungen NRW (KSL-MSi-NRW). Ihre Ausführungen wurden von zwei Gebärdendolmetscherinnen übersetzt. Mit großer Begeisterung lernten wir einige Begriffe und Sätze. Wir erfuhren, dass die Gebärdensprache eine eigene Grammatik hat und dass sie nicht universell ist, sondern jedes Land eigene Gebärden hat und es auch innerhalb von Deutschland Dialekte gibt.
Im zweiten Teil des Workshops konnten wir durch die Nutzung von Hilfsmitteln, erahnen, wie es sich anfühlen könnte, mit einer Sinnesbeeinträchtigung zu leben und sich in einer Welt, die immer noch größtenteils Menschen ohne Beeinträchtigung im Fokus hat, anstatt auf die Bedürfnisse Beeinträchtigter Personen einzugehen, zurechtzufinden. Wir setzten schalldichte Kopfhörer auf und versuchten per „Lippenlesen“ eine Nachricht von einer Person an die andere weiterzugeben. Es zeigte sich, dass es für die meisten Personen sehr schwer ist, Lippen zu lesen, weshalb hörende Personen nicht immer automatisch davon ausgehen sollten, dass dies gehörlosen Personen leichtfällt. Eine Möglichkeit der Kommunikation sind Apps, die Gesprochenes in Schrift umwandeln.
Für die Simulation verschiedener Sehbeeinträchtigung standen Brillen zur Verfügung, die das Sichtfeld entsprechend unterschiedlicher Augenerkrankungen einschränkten – bis hin zur völligen Erblindung. Jeweils zu zweit mit einer sehenden Person versuchten wir uns zurecht zu finden, was sich als sehr herausfordernd darstellte. Für Sehbinderte ist es wichtig, dass helfende, sehende Personen sich neben sie stellen und ihnen ihren Ellenbogen anbieten, auf dem sie ihre Hand auflegen oder unterhaken können.
Wie gehe ich mit Menschen mit Sinnesbeinträchtigungen um? Wie möchten sie angesprochen werden? Was braucht es für einen guten Umgang? Auch dazu gab es Tipps von der Expertin[L4] . Zum Beispiel ist es wichtig, dass Personen, die mit hörbeeinträchtigten Personen kommunizieren und dafür ihren Körper einsetzen, gut sichtbar im richtigen Licht stehen. Außerdem ist es wichtig, das Thema der Unterhaltung zunächst zu benennen und dann in die tiefere Unterhaltung einzusteigen.
Zum Schluss beantwortete Melanie Wegerhoff noch ganz konkrete Fragen aus unserem Arbeitsalltag: Wie gestalte ich eine E-Mail für Sehbehinderte? Wie groß muss der Kontrast von Farben sein, damit sie noch gut erkennbar sind? Die Erkenntnisse dazu wollen wir mehr und mehr in unsere Arbeit einfließen lassen.
Hast du oder deine Ortsgruppe Interesse an einem solchen Inklusions-Workshop? Dann sprich Mona oder Renate vom Projekt DFi an. Wir kommen gerne zu euch und organisieren mit euch zusammen die Veranstaltung.
Ende des Textes